Streiks, Demos und Verzweiflung. Die Gewerkschaften standen in den letzten Monaten in einem zwiegespaltenen Licht – doch inzwischen hat sich das Bild ins Positive gewandelt. Die Unterstützung steigt, u.a. weil sie ihre Ziele durchsetzen konnten. In Ingolstadt haben sich heute die Vertreter diverser Gewerkschaften getroffen, um gemeinsam eine Bilanz zu ziehen und dringende Appelle loszuwerden – aber auch um Erfolge zu teilen. Andrea Schneider und Luiz Girarde waren für uns vor Ort und haben das Treffen zusammengefasst.
Gemischte Gefühle
Stärke zeigen – das haben die Gewerkschaften in den letzten Monaten gut geschafft, denn die meisten Branchen haben bereits bessere Tarifverträge erzielen können. Das wiederum hat auch das Ansehen der Gewerkschaften und das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Mitgliedschaft verbessert. Die Zahlen steigen wieder. Denn nur in der Gemeinschaft ist eine Gewerkschaft stark. Die Vertretungen der Branchen sind bunt: von Bau über Bildung bis Polizei und Jugend.Was bei der DGB-Versammlung auffällt: manche Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch mehrere Branchen. Dazu gehört der Fachkräfte- und Bewerbermangel, die steigenden Energiepreise und Löhne. Besonders betroffen ist davon die IG Bau.
Arbeitgebende in der Pflicht
Heißt also, die Arbeitgebenden müssen deutlich positiver bei den Suchenden herausstechen als noch vor 10 Jahren, um überhaut ansprechend zu wirken. Doch selbst attraktive Zweige wie die Chemieindustrie, die zwar hervorragende Löhne zahlen können, kämpfen mit der Energiesicherheit. Auch im Bereich Bildung zeigen sich eklatante Lücken, weil die Wertschätzung und Zeit fehlt. Unterrichtsausfall, fehlende Förderung und ausgebranntes Personal sind die Folgen. Teilweise kümmert sich eine Fachkraft um 25 Kita-Kinder.
Tariftreugesetz wenn nötig in Eigenregie
Der Stadtrat hat kürzlich beschlossen, das sog. Tariftreuegesetz umzusetzen. Laut diesem sollen bei einer Auftragsvergabe durch die Kommunen oder den Freistaat, also Steuergelder, diejenigen Firmen bevorzugt werden, die ihre Mitarbeitenden ordentlich bezahlen. Eigentlich wäre das Aufgabe des Landes.
Obwohl die Pandemie den meisten eher einen Dämpfer verpasst hat, ein paar positive Effekte machen die Kommunikation untereinander einfacher. Die NGG betont zum Beispiel eine enorme Zeiteinsparung, dank Video-Calls. Trotz einiger langanhaltenden Problemen, konnten die Gewerkschaften viel erringen. Und in der Region 10 laufen fast 60.000 Menschen untern dem Schirm des DGB zusammen – und da zählt jeder einzelne.