Seit Juli 2020 beträgt der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie nur sieben statt 19 Prozent. Die ursprünglich als Unterstützung während Corona gedachte Reduzierung soll voraussichtlich zum Jahresende auslaufen. Gastronomen sind alarmiert: Sie warnen vor nicht absehbaren Folgen für die gastronomische Landschaft. Constantin Domke und Lea Egner haben mit zwei Ingolstädter Wirten gesprochen.
Weniger Steuern, weniger Sorgen
So richtig gut geht es der Gastronomie seit Corona nicht mehr. Auch wenn sich die Umsätze wieder stabilisiert hätten, stünden viele Wirte unter finanziellem Druck, meint DEHOGA-Kreisvorsitzender und Schutterhof-Wirt Harald Mödl. Die ermäßigte Mehrwertsteuer sei in dieser Situation eine große Hilfe. Speisen, die zum Mitnehmen angeboten werden, wurden schon vor Corona mit nur sieben Prozent besteuert. Eine Ungerechtigkeit, findet er; auch im Hinblick auf viele andere EU-Länder, in denen gastronomische Dienstleistungen generell niedriger besteuert werden.
Essengehen könnte Luxus werden
Martin Müller, Inhaber der Gaststätten Mooshäusl und Weißbräuhaus, sieht aufgrund der eh schon relativ geringen Margen keine andere Möglichkeit, als die erhöhte Mehrwertsteuer an seine Gäste weiterzugeben. Er befürchtet, dass Essengehen bald zum Luxus werden könnte. Er musste seine Preise bereits anpassen. Bei einer erneuten Erhöhung befürchtet er, dass das Verständnis seiner Kunden an Grenzen stößt. Der DEHOGA geht einer Umfrage unter Gastronomen zufolge davon aus, dass in Bayern zahlreiche Betriebe aufgeben würden, sollten die 19 Prozent wieder kommen.
Beide Wirte sind sich einig: Die Belastungsgrenze der Gastronomie sei erreicht. Egal ob sieben oder, wie Mödl als Kompromiss meint, auch zehn Prozent: Nur mit einem reduzierten Steuersatz könne die kulinarische Vielfalt erhalten werden.